Teilnehmende: 9 NABU Mitglieder
Leitung: Rainer Siegle, Naturkundliche Leitung: Horst Schlüter
Beginn: 7:00 Uhr am Bahnhof Winnenden
Ende: gegen 20:40
Wetter: sehr sonnig bis ca. 30 Grad
"Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen".
Und in Abwandlung zu diesem Spruch von Matthias Claudius kann man schreiben und wenn man mit der Bahn fährt, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Da es Mitglieder bei uns gibt, denen unsere Tagesausflüge mit Fahrgemeinschaften mit privatem PKW ein Dorn im Auge sind, haben wir im letzten Herbst dies in unserer Programmplanung berücksichtigt
und einen Tagesausflug mit öffentlichen Verkehrsmitteln geplant. Dabei sollte natürlich dennoch viel Zeit zur Beobachtung der Natur für uns bleiben, schließlich kommt man da nicht alle Tage hin
und es geht ja auch darum, die Besonderheiten in aller Ruhe bestaunen zu können. Zwei Stunden Fahrzeit sind da in etwa das Maximum. So guckten wir uns den Altmühlsee aus, Fahrzeit gut 2 Stunden
und das Beobachtungsziel, die Vogelinsel, ist nur einen guten km Fußmarsch entfernt vom Bahnhof.
Wenige Tage vor dem unserem Ausflug kommt dann folgende Meldung: Die Bahnstrecke zwischen Murrhardt und Schwäbisch Hall ist gesperrt, so muß man mit der Bahn über Aalen fahren, Fahrzeit statt gut 2 Stunden, 3 ½ Stunden. Da kommt „Freude“ auf.
Um sicher zu sein, daß niemand am Bahnhof steht und denkt, es kommt niemand, weil wir ja wegen verspäteter Abfahrt auch später als 07.00 Uhr uns treffen konnten, traf ich auch zu Fuß um diese Zeit dort ein. Es warteten schon 2 Mitglieder dort. Nach und nach trudelten dann auch weitere Teilnehmer ein und zur Abfahrt waren wir dann zu Acht.
In Waiblingen gesellte sich dann unser jüngstes Vorstandsmitglied dazu. Im Zug war bequem für uns Platz und wir unterhielten uns bestens. Umsteigen in Crailsheim, das war kein Problem, doch dann
kam der nächste Schock: In Ansbach fiel unser Anschlußzug nach Muhr am See aus. Also durften wir dort eine Stunde auf den nächsten Zug warten. Sarah hatte dann die Idee, in eine Eisdiele zu
gehen, wo es auch super leckeres Eis gab. So konnten wir den Schock recht gut verdauen, wohl wissend, daß die verbleibende Zeit für die Vogelinsel immer geringer geworden war.
In Muhr empfing uns am Bahnhof eine Klappergrasmücke und wir marschierten auch gleich in jetzt
praller, heißer Sonne ohne Schatten in Richtung Vogelinsel. Störche brüteten auf einem Kirchturm
und als Überraschung entdeckten wir dann in einer Fichte ebenfalls ein Storchennest mit 2
Jungvögeln, ein doch eher ungewöhnlicher Brutplatz. Beim Erreichen des Sees begrüßte uns eine
Kolbenentenmutter mit 9 Pulli und ein Haubentaucher hatte sich dort einen großen Fisch geangelt,
wobei man den Eindruck hatte, daß er nicht wußte, wie er ihn seinem Nachwuchs vermachen konnte,
der direkt neben ihm schwamm.
Da wir ja auch noch eine Einkehr im einzigen Lokal am Ort, das auch nachmittags geöffnet hat,
geplant hatten, verblieben uns auf dem Beobachtungsturm tatsächlich nur 2 Stunden, für den
Rundweg blieb keine Zeit, sieht man von Einzelnen ab, die den Rundweg dem Turm vorzogen. Die
verpaßten den Löffler, den wir mit dem Fernrohr in aller Ausgiebigkeit genießen konnten, hatten dafür
aber das Glück, einen Nachtreiher auszumachen. Bei Ankunft auf der Vogelinsel flog ein Kuckuck an
uns vorbei und ein zweites Exemplar erfreute uns mit seinem lauten Rufen.
Weitere beachtenswerte Vogelarten waren Silberreiher, Kiebitze und Große Brachvögel. Beim Griechen sorgten wir dann für das leibliche Wohl und hofften auf eine komplikationslose Rückreise.
Bei der Ankunft am Bahnhof klapperte die Klappergrasmücke noch immer ununterbrochen uns zum Abschied. Die Bahn fuhr auch pünktlich los, doch schon am nächsten Haltepunkt gab es ein technisches Problem. Aus einer angekündigten kurzen Verzögerung wurde ¼ Stunde Wartezeit und als es endlich weiterging, kam die Durchsage, daß der Zug nur mit 40 km/h weiterfahren kann. So erreichten wir Ansbach mit 30 Minuten Verspätung und unser Anschlußzug nach Crailsheim war längst über alle Berge. Da der nächste Zug ein IC war, durften wir diesen mit dem Deutschlandticket bzw. Quer durchs Land Ticket gar nicht nehmen bzw. nur wenn wir einen zusätzlichen Aufpreis bezahlen, pro Person ca. 20,- €., je nachdem, ob wir bis Aalen oder bis Schorndorf mit dieser Bahn fuhren, etwas mehr oder etwas weniger.
Wir sprachen einen der Fahrkartenkontrolleure an und klagten unser Leid, auch daß wir schon morgens das Ziel wegen Zugausfalls eine Stunde später erreichten. Gabriele hatte für sich schon eine
Aufpreisfahrkarte zum Supersparpreis erworben, es war aber nicht möglich, daß wir Übrigen eine solche Karte kauften und der Stempel auf meinem Quer durch Deutschlandschein war vom Tag zuvor,
obwohl nachweislich ja von mir am Reisetag gelöst. Dies alles bewog den freundlichen Herrn dazu, uns den Aufpreis zu ersparen. Ihm sagte ich ein ganz herzliches Dankeschön und wir konnten so von
der verlorenen Zeit letztendlich ½ Stunde wieder gut machen. Aber 4 Stunden Reisezeit sind dennoch happig.
Vielleicht klingt das alles etwas negativ, es war ja auch Vieles schwierig, aber das Tolle an diesem Ausflug war, daß wir immer gut gelaunt waren und alle dennoch sagen können, es war ein schöner Tag.
Die Beobachtungen sind wie immer im Naturgucker zu finden: